Von
Am 6. April 2022 hat das IPCC den dritten Teil seines Berichts veröffentlicht und darin Handlungsempfehlungen für mehr Klimaschutz ausgesprochen. Wirksame CO2-Preise werden demzufolge eine Schlüsselrolle für die Dekarbonisierung spielen.

Nur alle sieben Jahre veröffentlicht der Weltklimarat IPCC seine Sachstandsberichte. Die diesjährige, sechste Ausgabe ist somit die erste seit Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens und wurde daher mit großer Spannung erwartet. Nach den ersten beiden Teilberichten zur Faktenlage des Klimawandels und dessen schwerwiegende Konsequenzen hat das IPCC am 6. April nun Handlungsempfehlungen für einen 1,5°-Pfad vorgestellt.

Die Aussage der WissenschaftlerInnen ist klar: Wir müssen endlich schneller und beherzter handeln als bisher. Denn selbst bei einer Erwärmung um 1,5° stehen uns tiefgreifende Veränderungen bevor, die die Natur, unsere Gesundheit und unser gesellschaftliches Zusammenleben stark belasten werden.

Zwar rückt Klimaschutz immer mehr in den Fokus der Politik und Wirtschaft und viele Menschen ändern ihren Lebensstil, um auch im Kleinen etwas zu bewirken. Die gute Nachricht: Maßnahmen wie der CO2-Preis konnten schon Effekte erzielen, beispielsweise in der Energieeffizienz. Doch das reicht noch nicht: Unsere Emissionen steigen weiter, anstatt zu fallen. Wir brauchen eine Kehrtwende, und zwar mit Vollgas! Denn aus dem Bericht wird ersichtlich, dass wir mit der aktuellen Politik das 1,5°-Ziel weit verfehlen werden. Bis 2030 müssten wir unsere Emissionen stark verringern und bis 2050 klimaneutral werden.

Dabei hilft ein wirksamer CO2-Preis, für den sich die Bürgerlobby Klimaschutz schon lange einsetzt. Auch der Ausbau von klimafreundlicher Infrastruktur wie Radwegen oder Verhaltensänderungen wie verringerter Fleischkonsum haben einen überraschend großen Effekt auf die Gesamtemissionen.

Doch selbst mit größter Anstrengung werden wir eine Restmenge CO2 emittieren, die an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden muss. Bis 2100 rechnet der IPCC mit einem „Overshoot“, einer Erhöhung über 1,5°C, die nur durch die Rückgewinnung von CO2 aus der Atmosphäre wieder rückgängig gemacht werden kann. Das gelänge durch teils umstrittene Technologien wie Carbon Capture oder naturnahe Lösungen wie die Aufforstung oder die Wiedervernässung von Mooren.

Der dritte Teil des IPCC-Berichtes legt der Politik die Instrumente in die Hand, mit der sich eine desaströse Klimaerwärmung noch verhindern ließe. Doch je länger diese wartet, desto mehr Instrumente verlieren an Wirkkraft. Die Zeit läuft – und wir werden in unseren Lobbygesprächen weiter Druck machen, dass sie effektiv genutzt wird!

________________

"Nur mit einem starken CO2-Preis können wir das Comeback der Kohle stoppen und zugleich unsere Energiequellen diversifizieren sowie Einnahmen erwirtschaften für den nötigen Sozialausgleich hoher Energiekosten. In Deutschland und Europa darf der Emissionsdeckel nicht geschwächt werden; in der Welt sollten sich Europa, China und die USA als Klima-Club zusammentun und auf einen Mindestpreis für CO2 verständigen. Der Bericht rechnet vor: Die Hälfte der global nötigen Emissionsminderungen können mit Technologien erbracht werden, die bereits bei einem CO2-Preis unter 100 Euro pro Tonne rentabel wären. Der Einstieg ist also zum Greifen nahe. Nun muss die Politik auch zupacken."

Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung