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Am 7. September trafen sich drei Mitglieder der Bürgerlobby Klimaschutz und zwei Mitglieder von „Rostock for Future“ mit dem Minister für Landwirtschaft und Umwelt von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus in seinem Ministerium in Schwerin. Bei dem anderthalbstündigen Gespräch stand der Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft im Vordergrund.

„Die Landwirtschaft trägt gegenwärtig 10 % zu den nationalen Treibhausgasemissionen bei.“, eröffnete Steffen Röthel von der Rostocker Ortsgruppe der Bürgerlobby das Gespräch. Dazu entgegnet Minister Backhaus: „Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 ist seit der Wende in MV viel erreicht worden. So hat sich der Bestand an Rindern und Schweinen seitdem um 70 bis 75 % verringert. Die Waldfläche hat sich von 20 % der Landesfläche auf gegenwärtig 24 % vergrößert und soll in Zukunft weiter auf den Bundesdurchschnitt von 32 % wachsen. Es gibt 134 Biogasanlagen und MV kann seinen Strombedarf bereits heute zu 100 % aus erneuerbaren Energien decken.“

Franziska Koebsch von der Bürgerlobby wandte ein, dass es noch großer Anstrengungen bedarf, um die Landwirtschaft klimaneutral und fit für die Folgen des Klimawandels zu machen: „Wie kann der Gestaltungsrahmen, den die EU-Agrarpolitik für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen bietet, besser ausgeschöpft werden?“ Dem Minister schwebt eine Umwidmung der EU-Gelder für den Agrarhaushalt vor: „Derzeit erhalten die Landwirte eine flächenbezogene Prämie von bis zu 272 €/ha. Unser Ziel ist es, diese Pauschalförderung auf 100 €/ha zu reduzieren und die restlichen 172 €/ha als ein leistungsbezogenes Entgelt einzusetzen, um damit öffentliche Leistungen der Landwirte für Natur- und Klimaschutzmaßnahmen zu honorieren.“

Ein wichtiges Gesprächsthema waren die Moore. Jasmin Schomakers von der Bürgerlobby, die beruflich viel mit Moorschutz zu tun hat, hielt fest: „In MV gibt es 300.000 ha Moorflächen, welche 13 % der Landesfläche ausmachen und durch die Trockenlegung mit jährlich 6,2 Mio. Tonnen CO2 für ca. ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.“ Minister Backhaus betont, dass hieraus eine besondere Verantwortung für MV erwächst: „Bisher wurden 30.000 ha Moor wieder vernässt. Um klimaneutral zu werden, müssen wir die Vernässung der restlichen Moorflächen massiv vorantreiben. Wir setzen dabei auf das Prinzip der Freiwilligkeit und auf Anreize aus Bundes- und EU-Mitteln. Dabei gehen wir stufenweise vor. Zuerst wird die bisherige intensive Nutzung als Acker in eine extensive Nutzung als Grünland umgewandelt, um dann in einem letzten Schritt wieder vernässt und als Paludikultur genutzt oder im Falle von Waldmooren der Natur überlassen zu werden. Wiedervernässte Moore bilden gerade in Zeiten des Klimawandels wichtige Retentionsräume für den Landschaftswasserhaushalt.“

Zum Gesprächsende thematisierte Hannes Scharen von Rostock for Future noch den schleppenden Ausbau der Windkraft in Deutschland: „Wir brauchen unbedingt wieder einen stärkeren Zubau bei der Windenergie, um den von der Bundesregierung für 2030 angepeilten Anteil an der Stromversorgung von 65 % bei den erneuerbaren Energien sicher zu stellen“. Minister Backhaus räumte ein, dass bei den Genehmigungen für neue Windenergieanlagen momentan ein Bearbeitungsstau bei den Staatlichen Ämtern für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) vorliege. Die Gründe dazu seien vielschichtig, so wären eingereichte Planungsunterlagen häufig unvollständig und Stellungnahmen würden zu spät eingereicht. Zur weiteren Entwicklung der erneuerbaren Energien in MV betonte der Minister: „Die Windenergie wird gegenwärtig auf 1 % der Landesfläche genutzt und dieser Anteil soll in Zukunft verdoppelt werden. Darüber hinaus sehe ich ebenfalls großes Potential bei der Offshore-Windenergie und kann mir auch Photovoltaik-Anlagen auf vernässten, nicht naturnahen Mooren vorstellen.“

Die Bürgerlobby und Till Backhaus wollen in Kontakt bleiben und den konstruktiven Dialog fortsetzen, damit die ehrgeizigen Klimaziele auch erreicht werden.