Die brandenburgische SPD-Abgeordnete Sylvia Lehmann ist seit 2021 Mitglied des Bundestages und dort Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und Ernährung. Schon zu DDR-Zeiten arbeitete die Ingenieurökonomin 15 Jahre lang in diesem Bereich, zuletzt als Hauptbuchhalterin einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Damit war sie eine ideale Ansprechpartnerin für unsere AG Landwirtschaft.
Eingangs des Gesprächs bekannte sich Sylvia Lehmann klar zu den Ergebnissen der noch unter der Merkel-Regierung eingesetzten Zukunftskommission Landwirtschaft. Dieses breit aufgestellte Gremium aus VertreterInnen von Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden, aus Ernährungsindustrie und Forschung hatte Mitte 2021 seinen Abschlussbericht vorgelegt. Darin heißt es unter anderem: „Landwirt:innen [sollten] breite gesellschaftliche Anerkennung inkl. finanzieller Entlohnung erhalten, denn sie übernehmen gesellschaftliche und ökologische verantwortung. In Zukunft trägt die Landwirtschaft zum Erhalt der Biodiversität bei und wirkt positiv auf unser Klima.“ Weiterhin fordert die Kommission eine „faire Gestaltung der Zusammenarbeit mit vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen, die Stärkung und überwiegende Nutzung von regionalen Kreisläufen und eine idealerweise stabile bis steigende Anzahl der Höfe.“
Auch wenn der Kommmissionsbericht nicht explizit Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hat, will sich Sylvia Lehmann doch für die Umsetzung der Ziele einsetzen. Wichtig ist ihr vor allem eine regenerative Landwirtschaft, die nicht allein biologische Anbaumethoden umfasst. Positiv sieht sie die Umstellung von der reinen Flächenförderung auf sogenannte Eco-Schemes – also die Förderung von ökologischen Einzelmaßnahmen - in der EU-Agrarpolitik. Diese stößt allerdings auf großen Widerstand in einigen EU-Ländern und auch verschiedenen Bundesländern.
Ausweichend reagierte Sylvia Lehmann dagegen auf unsere Frage nach Förderprogrammen für die Wiedervernässung von Mooren. Sie sieht dort eher das Umwelt- als das Landwirtschaftsministerium am Zug – allerdings kann und sollte die direkte Unterstützung von Landwirt:innen hier ebenfalls einen Beitrag leisten.
Beim Thema Tierhaltung sprach sich Sylvia Lehmann dafür aus, den Tierbestand an die vorhandene Fläche zu knüpfen, aber nicht die Tierhaltung komplett aufzugeben. Diese sei auch für die Biodiversität wichtig. In Lehmanns Heimatland Brandenburg seien die Tierbestände zuletzt massiv zurückgegangen – auch ohne staatliche Eingriffe, allein durch das Wirken des Markts. Insgesamt plädiert die SPD-Politikerin für eine Politik der kleinen Schritte hin zu einer regenerativeren Landwirtschaft. Ob dies reichen wird, um die Klimakatastrophe abzuwenden und das Artensterben zu begrenzen? Wir bleiben jedenfalls gern in Kontakt mit der SPD-Politikerin.